Scholten-Mühle Rees

Geschichte

Im April 1848 verkaufte der Reeser Justizrat Hieronimus Velthuysen dem Ökonom Wilhelm Disch ein Grundstück mit Wohnhaus an der Straße Richtung Wesel. An den Vertrag war die Auflage geknüpft, bis Juni 1849 eine bereits im Bau befindliche Kornwindmühle fertigzustellen.

Disch verkaufte das Grundstück samt Wohnhaus und Mühle im Februar 1853 an seinen Sohn Robert Disch. Dieser veräußerte die Mühle um 1870 an Johann August Hermanns aus Warbeyen. Fortan blieb die Mühle in Familienbesitz. Da über mehrere Generationen ausschließlich weibliche Nachkommen geboren wurden, wechselte durch Eheschließungen auch der Name der Mühle: von Hermanns-Mühle zu Rosenbaum-Mühle und schließlich zu Scholten-Mühle. 

Die Scholten-Mühle ist eine Berg- oder Wall-Holländermühle. Sie wurde aus Ziegelsteinen erbaut und zunächst mit Segelgatterflügeln ausgestattet. Die Flügelvordrehung erfolgte durch Muskelkraft unter Einsatz eines Steerts.
Um vom Wind unabhängig zu sein, nutzte Hermanns ab 1885 auch eine Dampfmaschine mit zwölf PS. Diese wurde um 1914 durch einen Gasmotor ersetzt, der noch bis Anfang der 1950er Jahre bei Windstille eingesetzt wurde.

Ende der 1930er Jahre wurde die Mühle mit elf Meter langen Ventikanten-Drehheck-Flügeln ausgestattet. Sie wurden 1941 auf 9,50 Meter verkürzt. Außerdem erhielt die Mühle eine Selbstvordrehungsanlage mit Windrose.
So musste die Haube nicht länger mit dem Steert in den Wind gedreht werden. Da die Ventikanten den Wind effektiver nutzten, konnte der Maschinenpark aufgestockt werden. Die Mühle erhielt einen Elevator, einen Quetschstuhl, einen Grützeschneider, eine Mehlsichtmaschine und einen Saugschlauchfilter.

Obwohl die Mühle im Zweiten Weltkrieg viele kleine Einschüsse erlitt, konnte sie nach Kriegsende als eine der wenigen Mühlen der Region ihre Arbeit fortsetzen. Erst nach dem Tod von Johannes Scholten wurde die Mühle 1963 stillgelegt. Die Selbstvordrehung wurde in westlicher Richtung blockiert, die Flügelwelle über das Kammrad festgesetzt.